Herzlich willkommen im Skulpturenpark, hier im Ulmtal, in Greifenstein-Allendorf, neben der Obstbaumanlage und gegenüber dem Fahrradweg.
Mein Name ist Siegfried Fietz. Damit sich die Werke, die sie gleich erleben werden, besser erschließen, gebe ich auf Anregung vieler gerne einige Erklärungen. Zur Begrüßung hat der hier im Ulmtal ansässige Kettensägekünstler Georg Maurus ein gewichtiges Namensschild mit Noten und einem Notenschlüssel geschaffen. Da ich mein ganzes Leben mit Tönen und Noten zu tun habe, bekam der Name Skulpturenpark dann auch gleich eine Melodie. Skulpturen und Notenbilder, sind dicht beieinander, haben auch immer etwas mit Gestaltung, mit Architektur zu tun.
Meine Hoffnung ist, dass manches in Ihnen zum Klingen kommt, wenn wir miteinander durch den Park gehen. Von einem Notenschlüssel bis zu einem Schlüsselerlebnis, ist vieles möglich.
Die besten Wünsche begleiten uns.
Ein sechs Tonnen schwerer Diabas breitet seine beiden Enden zu einer einladenden Geste aus. Geöffnete Arme, die den Besucher empfangen und bitten:
Kommen Sie, treten Sie ein!
Die leichte Einwölbung an der Oberseite des Steinblocks erinnert an eine Schale, die darauf wartet, gefüllt zu werden.
Die Einladung am Eingang des Skulpturenparks ist eindeutig:
Offen sein, mit allen Sinnen aufnehmen.
Der Stamm einer tausend Jahre alten Eiche wurde ausgehöhlt und präsentiert sich hier als gewaltiger, imposanter Wal mit weit aufgerissenem Maul und eindrucksvoller Schwanzflosse. Die Öffnung vorne lädt Kinder ein, hineinzuklettern und den Wal spielerisch zu erkunden. Am Schwanzende bietet eine kleinere Öffnung einen Ausweg aus dem Bauch des Fisches an.
Die Skulptur bringt den zentralen Gedanken der biblischen Jona Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes ‘ins Spiel’.
In dieser Skulptur, die fünf gebeugte Gestalten zeigt, wird die leidvolle Geschichte einer Familie dargestellt.
Gebeugt, aber vereint verharren die Silhouetten dicht beieinander. Der Blick ist nach außerhalb des Parks gerichtet, fast schon bereit für nächste Schritte. Der Betrachter sieht nur die Rückseite der Skulptur. Zurückhaltend wird damit jene Privatsphäre thematisiert und akzeptiert, die schweres Leid braucht, um verarbeitet zu werden.
Die Bäume in unserem Garten, hatten wir vor Jahren leider viel zu dicht gepflanzt. Dann wurden sie größer und haben sich auf einmal gegenseitig behindert.
Es wäre zu schade gewesen, den Ahornbaum einfach zu entsorgen.
Und so wurden die Äste des Ahorn, im wahrsten Sinne des Wortes, auf den Kopf gestellt, zu langen Beinen, die an eine Giraffe erinnern. Was denkt die Maus im Park: Wie kann man bloß so lange Beine haben.
An der Stirnseite des Diabas-Quaders ist ein Kopf herausgearbeitet. Hier, an diesem exponierten Punkt, hat er alles im Blick. Oberhalb der Stirn ist der Stein besonders glatt geschliffen und lädt ein, mit der Hand darüber zu streicheln.
An der Längsseite, weiter unten und etwas versteckt - ein Herz.
Kopf und Herz gehören zusammen.
Eine nach oben gerichtete wellenförmige Bewegung bestimmt diese Skulptur. Heilsame Kraft scheint von der repetitiven Struktur und Bewegung auszugehen.
Der gleichmäßige Rhythmus in der Bewegung vermittelt neben meditativ erfahrbarer Gelassenheit auch Dynamik und Energie.
Auf einer Säule mit quadratischer Deckplatte als Abschluss präsentiert sich eine kostbare Perle. Ein Schatz, so wertvoll, dass es lohnt, danach zu suchen:
Sie ist
ausgesucht
vollkommen
einzigartig
Auf einer Wiese liegen und sich aus weißen Sommerwölkchen phantastische Geschichten zusammenträumen, das ist wahre Lebenskunst. Kinder können das. Und Künstler auch.
In dieser Holz-Stamm-Struktur versteckt sich – wenn man’s so sehen mag – eine kleine Moralpredigt: Eine Flasche, deren Bauch sich zum Kopf eines Ebers formt. Sie könnte mahnen: Vorsicht, der maßlos trinkende Mensch wird zum Tier!
Der Kreuz-Rettungsanker ist aus dem Holz eines Apfelbaumes entstanden, der unter der Last seiner Früchte zusammengebrochen ist.
Kreuzförmig übereinandergelegt, in der Mitte mit einer Wölbung nach oben, liegt diese Skulptur da – ein Rettungsanker für die, die ‘am Boden zerstört sind’?
Dieser Wegweiser markiert den Eingang zum inneren Herzstück des Areals. Er stellt die Begriffe ‘Suchen’ und ‘Entscheiden’ in den Raum. Beides, das geduldige Suchen und das besonnene Entscheiden, gehören Not-wendig zur menschlichen Existenz dazu.
Übrigens: Jede Entscheidung hat immer mindestens zwei Folgen; man entscheidet sich für etwas und scheidet sich gleichzeitig von etwas anderem.
Eindrucksvoll wälzt sich ein Mammut durch die Landschaft. Das Auge des Tieres ist so ausgehöhlt, dass man hindurchschauen kann.
Wenn Sie sich neben das Räderwerk auf der gegenüberliegenden Seite des Weges stellen, ermöglicht Ihnen das Auge den ‘Durchblick’ auf die Skulptur Kreuz-Himmelsflügel.
Diese Skulptur steht exponiert in der Mitte des Parks. Von hier, von ihr geht die größte Kraft, die stärkste Aussage, das deutlichste Zeichen aus.
Die Vertikale verbindet mit geradliniger Unbedingtheit Himmel und Erde, das Göttliche mit dem Menschlichen. Für den Fuß gilt: ‘Fest gewurzelt in der Erden…’
Ganz anders die Horizontale: Deren Form folgt dem natürlichen Verlauf des Holzes, lässt ihm alle Freiheit des Wuchses und der Ausrichtung. Spielerisch, gewunden manchmal und verdreht wie jedes Leben - aber die beiden Enden strecken sich in einer erhebenden Geste nach oben aus, streben der vertikalen Sphäre zu.
Über eine Bank lässt sich herrlich philosophieren. Diese Bank, geschaffen von dem Steinkünstler Erwin Körber, ist nur scheinbar klein. Eine Zweisitzer Bank also. Hier lässt sich nichts auf die lange Bank schieben. Hat auch nichts mit einem Geldinstitut zu tun. Zu zweit sitzt man dicht nebeneinander und kann miteinander reden. Und schauen. Was siehst du, was geht dir durch den Kopf, was macht dieser Platz mit dir.
Eine deutsche Bank ist es schon. Die Steine kommen von hier, ganz aus der Nähe.
Weil sich mit dieser Rosenholzwurzel besondere Erinnerungen verbinden, sollte sie nicht einfach in der Erde bleiben und verrotten. Sie hat uns jahrelang beschenkt mit herrlichen Blüten. Bis sie eines Jahres nicht mehr die Kraft dazu hatte.
Damit wir uns an die besondere Bestimmung einer Wurzel erinnern, steht sie jetzt als Herz ähnliche Skulptur vor uns.
Durch einen syrischen Flüchtling, für den Siegfried Fietz sich stark macht, erfuhr er sehr konkret von den bitteren familiären Auswirkungen einer Flucht. Krieg und Gewalt vertreibt Menschen, die sich lieben, nicht nur aus ihrer Heimat, sondern treibt sie oft genug auseinander, in verschiedene Lager, Länder, behördliche Zuständigkeiten.
Diese Figurengruppe steht für dieses Leid.
Nach Art der Stillleben präsentiert diese Skulptur eine in der Einwölbung einer Schale vollkommen ruhende Kugel.
Harmonie und Gleichgewicht, die nicht von äußeren Bedingungen abhängen.
Abbild der Sehnsucht nach vollkommenem Frieden.
Dieser Stein erinnert an eine Rose, deren Blütenblätter noch nicht ganz aufgeblüht sind.
In der christlichen Symbolik steht die Rose sowohl für Maria als auch für ihren Sohn Jesus Christus.
In einem Weihnachtslied heißt es:
Es ist ein Ros’ entsprungen,
aus einer Wurzel zart.
In liebevoller Geste neigt der Vater den Kopf zu seinem Sohn, den er mit dem linken Arm umfangen hält.
Sowohl der bergende Arm als auch die Sohn-Figur sind nur schemenhaft zu erkennen.
Deutlich sichtbar hingegen ist ein großes Herz, das fast den ganzen Brustbereich der Figur ausfüllt.
Hier ist genug Raum für die große Liebe des Vaters; hier umgibt er sein Kind mit Geborgenheit.
In der Bibel wird berichtet, wie Josua, nachdem das Volk Israel den Jordan überquert hat, auf Gottes Auftrag hin zwölf Steine im Fluss aufschichten lässt …
Siegfried Fietz hat den Stamm einer tausendjährigen Eiche entrindet, ausgehöhlt und Raum für ein neues, großes Herz geschaffen, dem er einen Stab als Mitte gegeben hat, so dass es frei beweglich ist und schwingend atmen kann. Das Herz wurde sorgfältig bearbeitet, Kanten abgerundet und das Holz geschliffen. Die Farbe des Holzes ist hier heller als die des Stammes, so dass es jung und lebendig wirkt. Ein neues, dynamisches Herz in einem uralten Baum - ein starkes Bild.
Ganz in der Nähe, hinter dem durch die Pest ausgerotteten Dorf Schönhausen gab es die Eisenerzgrube Emma. Von dort stammt dieser rote Eisenstein. Die historischen Informationen über Eisenerzgruben in der Region gehen zurück bis ins neunte Jahrhundert. Der Eisenanteil beträgt bis zu 50%.
Beim Herausarbeiten der kleinen Sitzflächen mit modernen Werkzeugen ging mir immer durch den Kopf: Wie haben die Arbeiter in den vergangenen Jahrhunderten ohne Maschinen solche Blöcke aus dem Berg geholt? Wir können richtig stolz sein auf unsere Vorfahren. Dieser Eisensteinblock zeigt ein Teil unserer Geschichte.
Eine figürliche Darstellung lässt im Brunnen eine Person erkennbar werden.
Der Kopf oberhalb des Wasserauslasses – horizontal ausgebreitete Arme umschließen das Wasserbecken – von dort geht vertikal eine Rinne nach unten, Rumpf und Beine symbolisierend. Horizontale und Vertikale bilden ein Kreuz, dessen Vertikale frisches Wasser verströmt. Der Brunnen ist ein starkes Bild für lebensnotwendiges Wasser.
Der Brunnen wurde gestiftet von E. Reitz Natursteintechnik e. K.
Die Bibel berichtet von Menschen, die, nachdem sie Gottes Hilfe oder seinen Trost erfahren haben, einzelne Steine zu einem Denkmal aufrichten. So macht es auch Jakob, nachdem er in einem gewaltigen Traum die Himmelsleiter geschaut hat. Er richtet einen Denkstein auf und nennt den Ort Bet-El (Haus Gottes).
Später kehrt er zurück nach Bet-El und baut nun seinem Herrn dort einen Altar aus mehreren großen Steinen. Eine Erinnerung an den Tag und Ort jenes Traumbildes, das sein ganzes Leben verändert hat.
Die Vögel im Park sind dankbar für die große Vogeltränke, die sie versorgt.
Dieser vom Bildhauer Jochen Wagner gestaltete Basaltstuhl lädt ein, innezuhalten und den Ausblick zu genießen.
Die Oberfläche des Sitzes und der Rückenlehne sind besonders glatt geschliffen, so dass der Glanz des Granits beeindruckend zur Geltung kommt.
Das Sitzen auf diesem massiven Thron beschert hinterrücks ein sehr spezielles Material-Gefühl – und bietet Raum zum Nachdenken, beispielsweise über ein Wort wie ‘be-sitzen’.
Übrigens: Bei schönem Wetter kann man von hier aus den Feldberg sehen.
Eigentlich sollten diese alten Balken zu Brennholz zersägt werden. Mitten in unserem Ort wurde ein altes Haus saniert und die Balken lagen wochenlang vor dem Haus. Ich dachte, schade um dies alte Holz. Jeder dieser Balken hat eine tragende, eine stützende Funktion gehabt, jeder seine Geschichte.
Wie wäre es, wenn aus diesen alten Balken eine Personengruppe entstünde. Gedacht, gesagt, getan.
Jetzt sind elf Personen unterwegs, und der elfte steht auf dem Kopf. Oben ist ein Konkav-Spiegel eingelassen. Wer immer in diesen Spiegel schaut, komplettiert die Gruppe als zwölfte Person.
Mit zwölf Leuten kann man die Welt verändern.
Ein feiner ‘Spielraum’ für Musikanten, Chöre, Rezitatoren, Schauspieler, Open-Air-Feste und Co.